Im 4WD durch Australien + Reise durch Asien

Geisterstadt: Bokor Hill Station

Was braucht man, um einen gruseligen Film zu drehen? Richtig: Nebel. Gleiches trifft auch zu, wenn man eine Geisterstadt besichtigt. Dichter Nebel macht das ganze viel spannender. Besonders wenn die blutige Vergangenheit geschildert wird, bewirkt das ganze eine noch stärkere Gänsehaut. Aber fangen wir von vorne an: Zusammen mit 20 anderen Reisenden machten wir uns auf, den Bokor Hill Nationalpark und die dort hinterlassene Bokor Hill Station zu besuchen. Das ganze ist recht kompliziert, da die Straße im unteren Bereich gesperrt ist, so müssen wir über die Hälfte des 1080m hohen Berges zu Fuß bewältigen. Das wussten wir aber alle vorher. Es sollte zwei-drei Stunden durch den Dschungel einen Berg hinauf gehen. Da war ich doch recht überrascht, als einige der Frauen dann mit ihren „Hauptsache-ich-sehe-gut-aus-Sandalen“ aufliefen.

Von den 20 waren nur 5 Männer dabei. Das spiegelt übrigens auch ansonsten das Bild in den Hostels wieder. Keine Ahnung warum, aber größtenteils reisen Frauen (auch oft alleine) durch Kambodscha. So gefährlich kann es hier also nicht sein :-) Aber zurück zum Thema. Die Mädels mit ihren Power-Sandalen kamen natürlich kaum vorwärts. Ihrer Gruppe schlossen sich schnell die Raucher an, die doch wirklich glaubten, eine Zigarette alle zehn Minuten würde ihre Leistungsfähigkeit steigern. (Herr, lass Intelligenz regnen…) Mit der anderen Hälfte der Gruppe erreichte ich das erste Ziel in nur zwei Stunden und wir mussten eine ganze Stunde auf den Rest warten! Der Aufstieg war übrigens absolut problemlos für jede gesunde Person zu meistern. Ein kleines bisschen Sportlichkeit und vernünftiges Schuhwerk vorausgesetzt.

Neunzig Prozent waren mal wieder die Franzosen anwesend, was nicht wirklich spannend war, da diese natürlich nur in ihrer Muttersprache redeten. Wir wurden von einem uraltem LKW abgeholt, auf dessen dreckiger Ladefläche mussten wir uns für eine weitere Stunde quetschen. Daraufhin erreichten wir endlich die Spitze vom Bokor Hill Nationalpark. Die 1000m Höhenunterschied schlagen auch ganz extrem auf das Wetter. Hier oben ist es windig und recht kühl. Dazu dichter Nebel und starker Wind. Überall hören wir Geräusche und plötzlich entdecken wir das erste Gebäude der Geisterstadt vor uns.

Die Bokor Hill Station besteht aus Kirche, Post, Casino und weiteren Gebäuden. Die Franzosen haben sie einst errichtet und im Kampf zwischen Kambodscha und Vietnam spielte sie eine weitere entscheidende Rolle. Direkt neben der alten Post ist ein steiler Abgrund. Dort hat das Regime der „Roten Khamer“ noch im Jahre 1975 Menschen aus purer Langeweile in den Tod springen lassen. Einige hundert Menschen kamen hier oben ums Leben und nun soll es des Nachts an Geistern nur so wimmeln. Wer möchte im alten Casino übernachten?

Zum Glück sind wir 20 Leute (ok, drei Mädels bleiben lieber draußen). Somit wirkt das Ganze nicht so gruselig, wie es unter anderen Umständen wäre. Wir können in allen fünf Stockwerken herumlaufen und hoffen, nicht auf die Geister zu stoßen. Das ganze ist schon ein recht komisches Gefühl. Mit purer Sonne und ohne den Wind, der durch das Gebäude saust, wäre es definitiv nicht so spannend.

Alle überleben das Abenteuer und kaum sitzen wir auf der Ladefläche des LKW, fängt es richtig stark an zu regnen. Super. Viele sind so unvorbereitet, dass sie weder Regenjacke noch Schirm dabei haben. Nicht die beste Idee, wenn man in der Regenzeit durch Kambodscha reist :-) Einige waren in ihrer Baumwollkleidung (aufgepasst: nächste intelligente Idee für eine Reise ins Tropenklima!) zwar schon zuvor nass geschwitzt, doch nun komplett durchweicht. Die paar Tropen, die ich abbekommen hatte, trockneten durch den Wind in wenigen Minuten. Zu unser allem Glück hörte der Regen kurz vor der Wanderung erneut auf. Somit konnten wir den rutschigen Fußmarsch den Berg hinunter in Angriff nehmen.

Unsere Gruppe wird übrigens von zwei Rangern beschützt. Ich habe nicht so ganz heraus bekommen, ob die Waffen uns vor den hier lebenden Tigern und Bären oder doch eher von den illegal arbeitenden Holzfällern schützen sollen. Mit acht weiteren Leuten komme ich noch vor Dunkelheit am Ende des Dschungels an. Erneut müssen wir warten – dieses Mal über eine Stunde – bevor der Rest der Gruppe total erschöpft in purer Dunkelheit das Ende des Berges erreicht. Hier noch ein paar super Bilder von der Bokor Hill Station.

« »