Der Geschichtsunterricht in der Schule hörte damit auf, dass ich mir über ein Jahr anhören musste, wie schlimm „wir Deutschen“ doch waren. Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich wenig bis nichts über die Geschichte in Kambodscha wusste. Auch bin ich noch zu jung, um die Geschehnisse von 1975-1978 miterlebt zu haben. Trotzdem wurde mir hier schlagartig bewusst, dass nicht nur „wir Deutschen“ eine grausame Vergangenheit haben. In drei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen brachte die Roten Khmer ein Viertel ihrer Bevölkerung um! Das sind mal gerade zwei Millionen Menschen!



Die Methoden erinnern ganz stark an die Nazi-Zeit: Konzentrationslager, Massengräber,… Es ist kaum zu glauben, dass sich hier nahezu etwas identisches abgespielt hat. Was muss denn noch geschehen, bis die Welt endlich etwas begreift? Ganz schlimm ist auch mal wieder die Beteiligung der „friedlichen“ USA. Wenn man sich das alles durch den Kopf gehen lässt, sind es nicht nur „wir Deutschen“, die eine schreckliche Vergangenheit haben. Ich will das Ganze nicht herunter reden oder verschönern.Aber wenn ich solche Geschichten höre, ist es doch etwas komisch, dass nur „wir Deutschen“ immer noch eingeredet bekommen, wie schlimm wir doch sind bzw. waren.



Die Bilder in diesem Beitrag stammen aus dem Sicherheitsgefängnis S-21. In dieser ehemaligen Schule wurden an die 20.000 Menschen auf grausame Weise gefoltert und umgebracht. Nur 7 überlebten. Heute erzählt das Tuol-Sleng-Museum über die Geschichte der Menschen, die zwischen diesen Mauern hingerichtet wurden. Da die Führer von S-21 ihre Grausamkeiten mit Fotos und detaillierten Informationen festhielten, sind sehr viele Fakten bekannt. Ich verbrachte knapp zwei Stunden im Tuol-Sleng-Museum. Anschließend hat man doch ein sehr komisches Bauchgefühl. Es ist schwer zu begreifen, dass so etwas wirklich passieren kann.



Hier noch ein kurzer Auszug aus Wikipedia (zum ganzen Artikel), der die Zeit der Roten Khmer und des Führers Pol Pot verdeutlicht: In den ersten Monaten dieser revolutionären Ära verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. […] Geld wurde abgeschafft, Bücher wurden verbrannt, Lehrer, Händler und beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes wurde ermordet. […] Gleichzeitig wurden so genannte Massensäuberungen durchgeführt. Wer im Verdacht stand, mit Ausländern zu kollaborieren, wurde mit Ehegatten und Kindern getötet. […] Während der vierjährigen Schreckensherrschaft wurden schätzungsweise 1,7 bis 2 Millionen Menschen in Todeslagern umgebracht oder kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 7 Millionen). […] Wobei als Todesursache zur einen Hälfte Exekutionen (durch Erschießen, Erschlagen, Köpfen mit Feldhacken und Ersticken mittels Plastiktüten; Kleinkinder wurden an Bäumen zerschmettert) und zur anderen Hälfte Tod durch Nahrungsmangel und Krankheiten angenommen wird.