Bevor ich von unserem atemberaubenden Trip durch Victoria’s High Country (Teil 2) berichte, ein kleines News Update: Wir werden die Nacht in einem Emergency Evacuation Center verbringen. Was ist passiert? Die letzten Tage waren die Feuer unter Kontrolle und es gab wenig Wind. Somit war unser Trip die ganze Zeit sicher. Doch für heute Nacht sind Winde bis zu 120km/h gemeldet (wie wir vor wenigen Minuten erfahren haben). Ganze Städte im Umkreis von Melbourne wurden evakuiert.



Wir haben den ganzen Tag in Mansfield verbracht. Einfach nur lange geschlafen, Cappuccino getrunken und im Freibad gelegen. Gegen Spätnachmittag kam dann die Nachricht, dass die Stadt eventuell gefährdet ist. Natürlich sind wir umgehend Richtung Yea (Stadtname) aufgebrochen. Hier wollten wir kostenlos campen, doch die Stadt war auch unter Bedrohung. Also ging es geradewegs in die Nähe von Melbourne.

Die Straße war zu befahren, doch an jeder Kreuzung stand Polizei und hat die Seitenstraßen gesperrt. Dort wurden wir aufgeklärt, dass ein Waldbrand sich mit bis zu 20km in nur 4 Minuten ausbreiten kann. Das sind über 300km/h!!! Wenn man das Feuer sieht, ist es also so gut wie zu spät. Hilfe! Also schnell weg hier. (Zur Zeit ist kaum Wind, also keine Sorgen.) Wir durchqueren ein Gebiet, dass vor drei Wochen niedergebrannt ist. Rechts und Links sehen die Reste von Häusern und irgendwie fühlt sich das ganze nicht so gut an.

In dem ersten McDonalds auf der Route machen wir einen Internet-Stop. Alle Campingplätze um Melbourne sind im Krisengebiet. Es ist schon neun Uhr Abends und wir müssten über zwei Stunden fahren, um einen Campingplatz zu finden, der sicher ist. Alternative? Hostel. Doch alles ist ausgebucht. Billige Hotels? Sieht ebenso schlecht aus. Couchsurfing? Findet sich auf die Schnelle niemand. Ich spreche zwei Australier an, nur um zu erfahren, in welche Richtung unser Zwei-Stunden-Campingplatz liegt. Sie kommen mit einer besseren Idee um die Ecke: Drei Minuten entfernt ist ein Emergency Relief Center. Wir stopfen die Beiden ins Auto und düsen gemeinsam hin. Hier werden wir mit offenen Armen empfangen. Zwar fühlen wir uns etwas unwohl, schließlich haben andere Menschen gerade ihr Haus verloren, doch niemand nimmt uns das Auftauchen böse. Ganz im Gegenteil. Wir treffen auf andere Backpacker und werden genauso behandelt, wie jeder andere „Flüchtlinge“ auch.



Die Nacht werden wir in einer Turnhalle verbringen. Zusammen mit einigen Hundert anderen. Ein komisches Gefühl. Doch besser als im Zelt bei 120km/h Wind. (Das mit den hohen Windgeschwindigkeiten haben wir erst hier erfahren. Was ein Glück, das wir nicht gezeltet haben!) Also kurz und knapp: Mir geht es gut und ich bin sicher :-)

Tour: Mansfiled – Yea – Lilydale (Melbourne)
Übernachtung: Sporthalle Lilydale