Nach dem Frühstück wollte ich in den Bus zum 10km entfernten Grand Canyon (Blue Mountains) nehmen. Doch der nächste Bus sollte erst in 1,5 Stunden abfahren. Also kurz verhandeln und ab ins Taxi (kostet fast so viel wie meine Übernachtung – aber egal). Der Fahrer muss erstmal seine Map raus kramen, denn er weiß überhaupt nicht, wo ich eigentlich hin will :-) Doch gemeinsam finden wir den Ausgangspunkt (Neates Glen) meines heutigen Abenteuers.

Der Grand Canyon Track beginnt am oberen Rand einer Schlucht, führt dann auf einem steilen Weg mehrere hundert Meter hinab. Schon nach wenigen Stufen melden sich meine Muskeln, die ich gestern schon ordentlich gequält habe, aber egal, weiter geht’s. Die Bäume und die Umgebung verändert sich je tiefer ich in den Canyon steige. Plötzlich bin ich vom Regenwald umgeben und kleine Wasserfälle plätschern an den Seiten der Felsen hinab. Bunte Vögel sitzen in den Bäumen und schauen mich neugierig an. In diesen Teil des Gebirges kommen sehr wenige Wanderer, nur zwei deutsche Mädels kommen mir ca. in der Mitte entgegen. Ansonsten hat der Weg traumhafte Ausblicke zu bieten. Man muss durch Höhlen klettern, sich durch Felsspalten zwingen und über alte Brücken wandern.



Nach einiger Zeit erreiche ich die Abzweigung zum Rodriguez Pass, meinem eigentlichen Vorhaben. Diese sechs Stunden Wanderung soll die besten Eindrücke und Aussichten offenbaren, ist jedoch als extrem schwierig gekennzeichnet. Leider ist sie jedoch gesperrt, da Teile des Weges weggebrochen sind. Ich überquere die Absperrung trotzdem, denn im Hostel wurde mir gesagt, dass ich bis zu einem Wasserfall gehen könnte. Der Weg war auch kein Problem, bis ich kurz vor dem Ziel auf ein fünf Meter Stück stieß, das wirklich gefährlich aussah. Man konnte sich zwar an einem Seil festhalten, aber wenn man rutscht, dann geht es tief hinab. Im Hostel habe ich mich in eine Liste eingetragen, welche Wanderung ich mache, falls ich nicht zurück komme, werden die mich schon Suchen kommen… Also mit zitternden Beinen vorsichtig Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Geschafft :-) Der Wasserfall war super. Zwar nicht groß, aber die kleinen Stufen und die unterschiedlichen Verfärbungen waren beeindruckend.



Der Grand Canyon Track endet am Evans Lookout, von dem ich einen beeindruckenden Blick über die Schlucht habe. Der blaue Dunst (daher der Name Blue Mountains) kommt von den Ätherischen Ölen, die aus dem Eukalyptusbäumen aufsteigen. Ich bin übrigens aus dieser Höhe bis nach ganz unten ins Tal gestiegen und wieder hinauf!



Von hier führte der Track weiter entlang des Randes vom Canyon. In praller Sonne und mit vielen nervigen Fliegen um mich rum. Diese sind nicht wie die deutschen Fliegen. Sie sind mega penetrant. Sitzen auf der Sonnenbrille und auch sonst überall, erst wenn man sie tot schlägt, hören sie auf zu nerven. Aber bei 20 Fliegen um einen herum, hilft das auch kaum… Nach gut fünf Stunden bin ich schon ziemlich K.O. Doch als ich den Wasserfall Bridal Veil Falls sehe, bekomme ich neue Energie. (Der weiße Strich in der Mitte.)



Laut Schild nur eine Stunde Wegstrecke (was ich jedoch überlese ist: one way!). Also runter. Die Treppen quälen meine geschundenen Muskeln extrem. Oft ist es rutschig, die Stufen sind einen halben Meter voneinander entfernt, doch zum Glück gibt es ein Geländer um mich festzuhalten.



Unten angekommen brauche ich erstmal eine lange Pause, um wieder Kraft zu tanken. Der Anblick unter dem Wasserfall war gigantisch, auch wenn durch die Jahreszeit bedingt nur wenig Wasser floss.



Mit letzter Kraft kämpfte ich mich anschließend den Weg wieder hinauf. Um mich auf etwas zu konzentrieren, zählte ich die Stufen. 1251 – also deutlich mehr die Giant Stairs von gestern (tja Marketing ist halt alles). Um es nochmal festzuhalten: Ich bin heute zweimal vom Rand des Canyons ins Tal gestiegen und wieder hinauf. Morgen werde ich nur auf dem Sofa liegen und lesen. Vom oberen Teil des Canyons muss ich noch eine halbe Stunde bis zum Zug laufen (bzw. kriechen). Alles schmerzt. Aber es war eine super geniale Tour!!!